Die Gemeinde Riesbach
Der Name Riesbach tauchte um 930 erstmals in einer Urkunde auf: Der Diakon Wicharius schenkte dem Altar der Heiligen Felix und Regula sowie dem Chorherrenstift am Grossmünster zwei Jucharten Land am «Riedisbach». Dieser entspringt im Ried in Zollikon, fliesst nördlich der heutigen Rietstrasse in den Nebelbach und mündet beim Hornegg in den Zürichsee.
Bis gegen Mitte des 13. Jahrhunderts standen Riesbachs Grund und Boden im Eigentum des Hofes Stadelhofen, der vermutlich seit seiner Gründung im Jahre 853 zur Abtei Fraumünster gehörte. Der über die Stadt eingesetzte Reichsvogt übte die hohe und niedere Gerichtsbarkeit auch über ihre Umgebung aus, also auch über Riesbach. Nach dem Aussterben der Zähringer gelangte die Reichsvogtei Stadelhofen in den erblichen Besitz der Familie Müllner, welche das Meieramt über den Stadelhofen als Lehen der Fraumünsterabtei innehatte. Die Stadt Zürich erwarb 1357 die Vogteien Stadelhofen, Trichtenhausen und Zollikon für 400 Mark Silber, setzte 1360 über Stadelhofen und Zollikon einen Obervogt ein und vereinigte diese mit dem 1384 neu hinzu erworbenen Küsnacht zur Obervogtei mit diesem Namen. So blieben die Verhältnisse bis 1798.
Der Ursprung der politischen Gemeinde Riesbach liegt wie bei allen Aussengemeinden Zürichs in der Einteilung der Dörfer in Wachten. Die Wachten Seefeld und Riesbach werden schon 1408 erwähnt, die letztere bestand aus wenigen Häusern am Riesbach und Nebelbach. Bald konnte sie sich aus dem Hofverband Stadelhofen herauslösen und sich mit der Wacht Seefeld vereinigen. Bereits 1436 treten vier Geschworene von Riesbach auf, die als Behörden dieser Gemeinde zu betrachten sind, und kurz darauf findet man für dieses Gebiet einen eigenen Untervogt.
Kirchlich gehörte Riesbach zum Grossmünster, welches am Kreuzplatz eine Kapelle unterhielt. Zur Reformationszeit gehörten die «Riesbach Puren» zu den grossen Verehrern Zwinglis, der als Leutpriester am Grossmünster ihr Pfarrer war. Als der Reformator im August 1525 von einigen altgläubigen Bürgern «nächtlicherweile insultiert» wurde, eilten die Riesbächler in die Stadt, hielten mit Gleichgesinnten eine Versammlung auf der Zimmerleuten und ordneten ihren Untervogt ab, um von Bürgermeister und Rat die gebührende Bestrafung der Übeltäter zu verlangen. Am 11. April 1834 beschloss der Grosse Rat die Abtrennung der Aussengemeinden Riesbach, Hirslanden und Hottingen vom Grossmünster. Seither gehört Riesbach zur Kirchgemeinde Neumünster.
Der Zusammenbruch des «Ancien Régime» 1789 brachte der Gemeinde Riesbach wie allen anderen Landgemeinden eine gewisse politische Autonomie. Der Schleifung der Zürcher Stadtbefestigung 1834 folgte eine rasche bauliche Entwicklung des Vororts, zunächst mit der repräsentativen Seefeldstrasse (1836 - 1839). Im Riesbachquartier siedelte sich auch Industrie an, welche die angestammte textile Heimindustrie verdrängte. Dennoch entwickelte sich Riesbach zu einem bevorzugten Wohnquartier der wohlhabenden Stadtzürcher. Im Seefeld überwog die Blockrandbebauung, in den Hanglagen der Villenbau. 1859 fand zwischen Seefeldstrasse und See das Eidgenössische Schützenfest im Riesbach statt. 1876 reichte die Gemeinde Riesbach ein Konzessionsgesuch für eine Pferdestrassenbahn ein; 1882 - 1896 verband das «Rösslitram» der privaten Zürcher Strassenbahn AG Riesbach mit dem Hauptbahnhof. 1865 wurde der Steg für Dampfschiffe errichtet; 1887 erfolgten umfangreiche Seeaufschüttungen im Rahmen der Anlage der Zürcher Quais. Dadurch wurden die Beziehungen zur Stadt immer enger und die bebauten Flächen wuchsen vollends zusammen. Die Eingemeindung in die Stadt Zürich zum 1. Januar 1893 war die logische Konsequenz. Die Riesbächler stimmten ihr denn auch mit grossem Mehr zu.
Riesbach beherbergt seit 1870 die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich («Burghölzli»), seit 1883 die Schulthess-Klinik, seit 1886 das Klinikzentrum der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung, seit 1912 die Universitätsklinik Balgrist und seit 2024 das Kinderspital Zürich. In Riesbach befinden sich herausragende Beispiele schweizerischer Gartenkultur, u.a. Villengärten aus dem 19. Jahrhundert, die Pärke in den Quaianlagen und am Zürichhorn (Landesausstellung 1939, Gartenbau-Ausstellung 1959) sowie seit 1977 der Botanische Garten der Universität Zürich.